In meinem Leben ist wenig so omnipräsent wie der Gedanke Körpergewicht abnehmen zu müssen. Der Wunsch in die Gesellschaftsnorm zu passen überschattet mein Leben, nicht weil ich sehr groß bin, sondern laut BMI übergewichtig. Das hat mein Verhältnis zu meinem Körper und meiner Ernährung nachhaltig geschädigt. Jahrelang hab ich mich selbst manipuliert und in bequemen Halbwahrheiten versteckt. Erst während der Pandemie hatte ich Zeit und Energie, mich mir selbst und der Kultur um Sport, Ernährung und der Fitnessindustrie zu stellen, und es ist der unsichtbarste Kampf den ich je führte.

Bevor Du weiterliest bitte mach Dir bewusst, dass es in diesem Post nicht nur um meine persönliche Erfahrung, sondern auch um eventuell triggernde Themen wie Gewicht, Ernährung und Esstörungen, Mobbing sowie Sport geht.

Nina sitzt auf dem Boden auf Fellen und blickt in die Kamera

Mich aufzustellen um zu versagen

Problematische Selbstwahrnehmung und unzureichendes Wissen um Gesundheit, Körper und Ernährung entwickelt sich nicht über Nacht. Indizien lassen sich schon früh finden. Es gibt Schlüsselmomente in meiner Erinnerung, die mir heute zeigen, wie problematisch meine Körperwahrnehmung ist. Als ich elf war habe ich heimlich versucht ein teures Sportgerät aus einer Fernsehwerbung mit meinem Skateboard in meinem Kinderzimmer zu imitieren, um Bauchmuskeln zu trainieren. Einmal saß ich aus Spaß auf einem Trimm-dich-Rad, der Vater einer Freundin machte es an und ich strampelte, war sehr angestrengt, mit pfiffen die Ohren, mein Gesicht war rot und er sagte „Jetzt ist das erste Gummibärchen verbrannt“. Es gab zahlreiche Situationen in der Schule, in denen sich meine Mitschülerinnen beim Sport über meine rote Gesichtfarbe lustig machten. Sie haben sich auch über vieles andere lustig gemacht, wie das bei Mobbing eben so ist, aber es bezog sich sehr oft auf das, was ich an mir und meinem Körper nicht einfach ändern konnte. Meine Körpergröße ist für die Meisten schwer begreifbar. Ich war immer „mehr“ als andere in meinem Alter. Körperlich präsent. Das fand ich nicht immer gut.

Ich erinnere zu enge und zu kleine Kleidungsstücke (dieses weiße Polyestertop mit der Glitzersteinaufschrift „Zicke“ von Orsay, das ich nur einmal trug, wegen der Kommentare hinter vorgehaltener Hand) und natürlich hat nicht geholfen, dass es für große Mädchen kaum bis keine Kleidung gab und das, was ich trug, gab mir immer das Gefühl zu dick und zu groß zu sein. Kleidung war nie etwas das mich kleidete, es bedeckte mich und das nicht mal gut. Ich konnte nie die neusten Modetrends mitgehen und trug besonders als Teenager oft Männerkleidung. Mein Körper war so viel und ich hatte das Gefühl, ihn weniger machen zu müssen, weil er nicht passte. Da weniger groß nicht ging, musste er eben weniger massig werden, weniger störend.

Ich konsumierte populäre Medien in denen dicke, große und fette Körper keinen Platz hatten und abgewertet wurden. Ich erinnere Gespräche in meinem Umfeld, in denen das Bewerten des eigenen Körpers, dessen Gewicht und Masse, sowie die eigene Unzufriedenheit mit sich selbst immer präsent war: Dick ist schlecht, schlank ist gut -ein bekanntes und giftiges Narrativ, mit dem wir meist aufgewachsen sind.

Bewusst oder unbewusst waren Süßigkeiten mein stetiger Begleiter, egal ob in einem Versteck im Kinderzimmer, in der Schule beim Schulkiosk oder das eine Stück Kuchen extra. Irgendwann wurde das Essen von Süßigkeiten begleitet von einem schlechten Gewissen, dann von Heimlichkeit und schließlich von Selbsthass, weil sie Schuld waren an all den schlechten Körpergefühlen, und ich nicht aufhören konnte zuzugreifen. Natürlich nicht nur bei Süßem sondern auch bei Fettigem und schnell zubereiteten Mahlzeiten. Ich hasste meinen Bauch, er war nicht flach, schlank und schön tailliert, sondern dick, unförmig, weich und sichtbar.

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Heute bin ich überrascht, dass ich nie in eine ernste Essstörung gekippt bin, aber ich weiß, dass mein Verhältnis zu mir selbst, meinem Essen und meinem Körper schon früher aus den Fugen geriet als ich dachte, und dass mich das mein Leben lang begleiten und belasten wird. Das sehe ich heute, mehr als 15 Jahre später daran, dass mein Blick auf mich selbst keinen Unterschied erkennt zwischen mehreren Kilos mehr oder weniger, mehr Muskeln hier oder da.. ich sehe mich immer gleich im Spiegel und im Spiegel sehe ich immer meinen Bauch und er ist in meinen Augen nicht liebenswürdig.

Doch es gibt eine Veränderung in der populären Kultur die wir leben. Auch wenn weiterhin für mich unerreichbare Körperformen präferiert werden (klein, schmal, niedlich etc. pp.), gibt es mehr Frauen, die mit ihren Körpern Platz in der Öffentlichkeit einnehmen. In den sozialen Medien gibt es Fat Acceptance- und Body Positivity- Bewegungen von Personen aus der ganzen Welt die sich zeigen, mit oder ohne Kleidung, öffentlich oder casual und es ist erfrischend zu sehen, zu erleben, dass normale Körper abgebildet und gezeigt werden. Begriffe wie fett und dick werden als beschreibende Begriffe zurückerobert und zum ersten Mal wirkt es, als gäbe es Akzeptanz für Vielfalt von Körpern jeder Art. Ich sehe wie gut es vielen tut zu sehen, dass Körper in ihrer Diversität normal und auch schön sein können, ganz ohne den Zwang schlank oder muskulös sein zu müssen.

Doch auch die Bewegung zu mehr Normalität in den Medien hilft meinem eigenen Kopf nicht zu begreifen, dass der eigene Körper ebenfalls in Ordnung ist. Schlimmer noch, er reißt neue Probleme, klafft mit neuen Unterschieden und zeigte mir deutlich, dass nicht die Süßigkeiten oder die Gesellschaft Schuld sind, sondern ich. Ich konnte kein Gewicht verlieren, weil etwas falsch war. Mit mir! Zu schwach, nie durchhaltend, keine Selbstliebe, vielleicht ja doch die Schilddrüse?

Ohne zu wissen wie, begann ich mit einem verzerrten Kampf gegen mich selbst der in meinem Fall glimpflich ausging, in anderen Fällen in ernsten psychischen Schäden endet, getrieben von gesellschaftlichem Druck und unterstützt durch eine sehr mächtigen Industrie, die uns anlügt und mit unserem Selbsthass und Optimierungswahn viel Geld verdient.

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Selbstgesponnene Ernährungsmärchen

Mein Verhältnis zu Nahrung ist schwierig. Jahrelang dachte ich, ich hätte es begriffen, das Prinzip Ernährung. Scheiß auf Kilokalorien, die sind nur Beiwerk, Brot macht dick, low-fat ist gut, Avocados sind gesund, Olivenöl auch, Nudeln meiden, außer sie sind aus Gemüse und ohne Proteinriegel oder Shakes gibts keine Muskeln. Ganz einfach, oder? Nussbutter und Nusssnacks sind gut, Chips sind schlecht, Sellerie ist der Weg zum Erfolg und wehe man isst Pizza oder jede andere Form von TakeAway.

Dazu kommen dann Empfehlungen der Medien und des Umfeldes. Diäten von Schlank im Schlaf bis zu intermittent Fasting Systemen, Keto, Kartoffel/Kohl und Low Carb, High Fat und Weight Watchers. Lass doch einfach ein oder zwei Mahlzeiten weg! Gesund essen ist wichtig, sogar McDonalds hat jetzt Salat im Angebot!

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Ich hab das alles ausprobiert solange es garantierte, dass ich nicht Kalorien zählen muss. Jede Diät verspricht, dass sie keine ist, oder besser funktioniert, nachhaltig das Leben zurück in die jetzt zu enge Kleidung schenkt und keinen Sport braucht. Hier und da ein Shake, schon purzeln ungeliebte Pfunde. Flacher Bauch im Handumdrehen, nur dreißig Tage dieses Plan verfolgen und für immer glücklich sein! Einmal am Tag Apfelessigshots, das trinken die Models auch, und habt ihr schon von den neuen Wundervitaminen gehört die Fett ohne Aufwand wegschmelzen?! Kaufe zwei zum Preis von vier und wenn du sie selbst an deine Freunde verkaufst, dann verdienst du ohne Aufwand Geld und kannst dir schon nächsten Monat einen Porsche kaufen!

Ich weiß nicht warum, aber ich habe mich sehr dem Kalorienzählen verwehrt und gedacht, es muss auch anders gehen. Kalorienzählen war wie auf die Waage gehen. Demütigend, auf Zahlen reduziert, die harte Fakten unumstürzlicher, physischer Gesetzeskräfte des Universums, runtergebrochen in eine selbstwertzerschmetternde Zahl auf einem digitalen Display. Zahlen ordneten mich in eine unerschütterliche Matrix der Vergleiche. Im Vergleich zu anderen waren meine Zahlen immer höher und auch wenn „du ja so riesig bist“ tut die hohe Zahl weh, weil sie nicht greifbar ist. Hohe Zahlen auf der Waage entlarven unumstürzlich meine Körpermasse ohne Kontext und gaben mir das Gefühl ich müsse mich dafür rechtfertigen. Ich bin so schwer, weil ich so groß bin, dabei fühlte ich mich wie ein Blauwahl im Polly-pocket-schloss.

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Das Diäten-Angebot der Health- und Fitnessindustrie ist riesig und verlockend. Versprechungen vom schlank, schön und muskulös sein verschlucken einen förmlich mit Bildern und eindrucksvollen, verleitenden, neuen Erkenntnissen, Techniken und Hoffnungen. Es schürte Hoffnung und manipuliert gleichzeitig, mit dem absurden Gedanken dass meine Körperform und deren Anpassung an die allgemeine Norm mich glücklich machen wird, körperlich und seelisch ausgleichen.

Probleme, die sich einfach so verlieren lassen wie Fett von meinem Bauch, und wenn das ungeliebte Gewicht runter ist, löst sich natürlich auch alles auf was sich dadurch an negativen Assoziationen entwickelt hat. Die Sache ist die, dass sich durch Mehr- oder Wenigergewicht, dick oder fett sowie dünn oder dürr sein unsere Psyche massiv ändert, das Verändern von Gewicht uns aber keine gesunde Psyche zurück gibt. Im Gegenteil, oft geht mit erreichten Körperidealen eine noch kritischere und strenge Psyche einher. Diäten sind eine Lüge, hätte ich das doch nur früher wirklich begriffen.

Mit dem Buch Fettlogik brach dann ein neues Zeitalter an. Jene die es gelesen hatten wirkten wie einem Kult verfallen! Endlich entschlüsselte jemand wie es ging, der heilige Gral war gefunden, die Bundeslade geöffnet, Fett wird von Hüften, Armen und Beinen schmelzen wie Nazigesichter von Schädeln in Indiana Jones! Lustig geschrieben, schonungslos ehrlich erklärend, wissenschaftlich hinterlegt und in kritischem Blickwinkel. Fettlogik war die Lösung!

Ich hab es nicht gelesen, weil die Autorin sechs Monate lang 500kcal am Tag verzehrte (das ist zu wenig) und nicht nur die Zahl sondern auch der Hype mich anwiderte. Da war es wieder, dieses Kalorien zählen. War das nicht auch wieder nur eine andere Diät? Wisst ihr wieviel 500kcal sind?

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Ich las Kritiken darüber und diese fassten zusammen, was für mich mein Leben lang nicht funktioniert hatte - Hier weniger essen, da mehr Sport, Verzicht, nicht den eigenen dicken Körper verherrlichen und zählen, zählen, zählen. Willensstärke braucht es und Willensstärke hatte ich nicht, also war es zum Scheitern verurteilt und Selbsthassmuster kehrten zurück. War ich es Wert das ungeliebte Mehrgewicht abzunehmen wenn ich nicht mal ein halbes Jahr lang täglich nicht mehr als 500kcal essen kann?

Ich liebe Essen, wieso sollte ich weniger essen, wenn ich es doch so sehr liebe? Wenn es mir so gut tut? Im Internet sagen die Body positivity Influencer dauernd, wir sollen nicht hungern sondern essen wonach uns ist, egal was es ist! Liebt eure Körper, egal welche Form und um jeden Preis! Wehe ihr nehmt ab! Niemand muss abnehmen, nicht für andere, nicht für die Industrie und nicht für sich selbst. Wehrt euch gegen Diäten! Ich kann auch gesund sein wenn ich dick bin! Wehe ihr verfallt dem Diäten-Kult! Nieder mit dem Schlankheitswahn, feiert eure Körper egal um welchen Preis! Nehmt niemals ab!

Diese Schlachtrufe hallen unreflektiert durch viele Kanäle der sozialen Medien und multiplizieren sich forsch in eine Welle der befreienden Gegenbewegung zum immer schlanken und muskulösen Körperbild um dann doch ähnlich giftig zu werden. Das erste Problem besteht hier nämlich bereits darin, dass der Kern des Body Positivity movements ursprünglich aus der Community schwarzer Frauen kommt, die auf ihre schwarzen, marginalisiert Körper aufmerksam machten, um für die Sichtbarkeit ihrer medizinischen Belange und gesellschaftlicher Anerkennung kämpften. Schwarze weibliche Körper werden zu oft komplett aus der Wahrnehmung gedrängt. Dieses Movement wurde dann aufgegriffen und von weißen Aktivistinnen und Influencerinnen eingenommen, erweitert und verzerrt, wodurch die ursprüngliche Arbeit der schwarzen Frauen fast gänzlich unsichtbar gemacht wird.

In diesem Text beziehe ich mich jetzt auf das, was von dieser Bewegung nun in den meisten Köpfen übrig geblieben ist und auf das, was ich primär davon wahrnahm. Die Tess Holiday Seite der Medaille. Diese Seite zwang mich dazu mich zu fragen, ob mein dicker Körper, der mit Mitte/Ende zwanzig gesund ist, noch nie sein volles Gesundheitspotential erreicht hat, weil ich lieber Instagram zuhöre als der Wissenschaft, die eindeutig anführt, das ein unausgeglichener Körper im Alter oft schneller krank wird, und mein Kopf nie lernte wie ich ihn ausgleichen kann: Ist das dann echte Selbstliebe?

Ja ich muss lernen meinen Körper zu lieben, aber welchen Preis lasse ich mich dafür später zahlen? Mein dicker, großer, präsenter, weicher Körper ist legitim und darf so sein wie er ist, aber tue ich mir gut, wenn ich meine physische Gesundheit entgegen wissenschaftliche Erkenntnisse definiere, bevor ich weiß, wie es sich anfühlt wenn mein Körper nachhaltig gesund ist?

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Ein physischer Kampf gegen mich selbst

Wenn es nicht die Ernährung ist, die ich ändern kann, muss es etwas anderes sein: Sport!

Muskeln verbrennen mehr Fett als keine Muskeln. Ausdauersport lässt Fett schmelzen und die ein, zwei Proteinriegel machen den Arsch auch nicht fetter als er schon ist. Sportler:innen waren nie fett, habt ihr mal die Olympionik:innen gesehen? Die sind nicht dick, sondern perfekte Maschinen aus Fleisch und Blut ohne zu viel Fett und Sorgen!

Das einzige Problem an meinem neu entdeckten Weg zu mehr Glückseligkeit: Ich hasse Sport.

Ich war unsportlich, und das obwohl ich immer wieder mal Sport gemacht habe. Gelber Gurt im JiuJutsu, Ski und Snowboardfahren einmal im Jahr, Tennis als Zeitvertreib, Volleyball Varsity und Basketball junior Varsity in der Highschool, dann lange Zeit nichts. Natürlich habe ich mich in Yoga und Pilates probiert, hier und da jahrelang McFit finanziert ohne hin zu gehen und doch immer wieder festgestellt, dass ich keine Freude am Sport und so immer wieder aufgegeben habe. Da war es wieder, das Aufgeben, nicht stark genug sein, mir selbst nichts wert.

Doch wenn ich keine Kalorien zählen will und alle Diäten nicht gehen, dann muss ich da durch, dachte ich mir, bestellte einen überteuerten Adventskalender von Foodspring und legte los. Den ganzen Dezember, jeden zweiten Tag quälte ich mich auf der Matte, machte Trainingsvideos in der Foodspring App und später dann auch beim Nike Training Club. Ich kaufte schicke enge Sportkleidung weil ich nichts anderes hatte und zog durch. Mehr schlecht als recht, mehr frustriert als motiviert quälte ich mich zu Pamela Reif und Chloe Ting.

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Nie in meinem Leben hatte ich mehr körperliche und seelische Schmerzen als zu dieser Zeit. Ich bestrafte mich regelrecht mit zu vielen zu schweren Trainings und zu hohen Ansprüchen. Wenn die das alle schaffen, schaffe ich das ebenfalls! Irgendwo musste ich doch anfangen? So schwer kann das alles doch nicht sein? Andere können das doch auch!

Anstelle nachsichtig mit mir zu sein wurde ich immer trotziger und wütender, nicht nur auf mich, sondern auf Sportler:innen und die gesamte scheiß Branche! Die lügen doch! Sport macht keinen Spaß, Sport macht Schmerzen, Selbsthass und Frust. Jeder der sagt, man müsse Spaß beim Sport haben lügt, und ich würde es denen und mir schon beweisen und zu meiner jetzigen Verwunderung tat ich das auch.

Es dauerte etwas, aber die Covid-Pandemie gab mir Zeit, Sport in meinen Alltag zu integrieren und vor allen Dingen neu zu strukturieren und zu durchdenken. Ich began mit einfachen Basisübungen zum Kraftaufbau, die mir eine gute Freundin empfahl die selbst Kraftsport macht. Ich begann zu laufen, für die fehlender Ausdauer, und Jan und ich legten uns ein Ruderergometer mit Wassertank zu für das Ganzkörpertraining. Ich vergaß die Ernährung nicht, aß weiter wie sonst auch und fand mich einfach damit ab, dass mein Gewicht eben war, wie es war. Ich hatte meine Ziele geändert und sogar ein paar, ebenfalls Sport verachtende Menschen, gefunden um in einer Telegramgruppe darüber zu schimpfen wie doof Sport ist und uns so gegenseitig zu motivieren. Nun, nicht jeder fand es motivierend, dass wir Sport nicht mochten.. oder zumindest so taten als würden wir ihn hassen, nicht jeder blieb motiviert.

Denn Sport hat ein Imageproblem. Die meisten Menschen gehen mit einem komplett verzerrten Ansatz an körperliche Ertüchtigungen heran. Oft durch den in der Schule betriebenen Sportunterricht vortraumatisiert und abhängig von dem Umgang und der Präsenz von Sport in der Familie und Freizeit empfinden viele Menschen sehr viele Dinge gegenüber Sportarten. Sport wird mit schlanken, muskulösen, lachenden und strahlenden Abenteurern oder Superheld:innen in modernen kreischend bunten Sportfunktionsklamotten präsentiert - oder düster, finster, brutal und beeindruckend mit schweren Gewichten und krassen unerreichbaren, fast mystisch, unwirklich wirkender Körpermodulation, bis es scheinbar nicht mehr geht. Sport macht Spaß, Sport macht dich besser, mithilfe von Sport kannst du beweisen was in dir steckt, über dich selbst hinaus wachsen und dich mit anderen messen und mehr pushen, mehr ballern und dich geil machen, weil Sport ist so geil.

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Dieses Narrativ verleitet die meisten Anfangenden direkt in eine „ganz oder gar nicht“-Mentalität, die in den meisten Fitnesszusammenhängen propagiert wird. Dabei ist den Fitnessstudios, deren Trainer:innen einem einen Trainingsplan geben, oder die Fitnessinfluencerin, die ihre siebte Fitness-Challenge veröffentlicht egal, ob das, was sie empfehlen, realistisch oder für dich machbar ist, weil das Geld oder den Like und Click hast du ihnen schon gegeben, der Rest hängt an dir und nach der ersten Woche durchgehenden Muskelkaters halten die meisten Anfangenden nicht durch, weil es keinen Spaß macht, wie man eigentlich dachte. Ergebnisse sind bei vielen Anfängern auch nach Monaten kaum erkennbar, und weil es so viele Sportler:innen gibt, die einem genau das Gegenteil suggerieren und kommunizieren, erwächst das Gefühl, dass mit einem selbst etwas falsch sein muss. Kaum jemand spricht darüber wie scheiße es ist mit Sport anzufangen und immer nur zu hören wie es irgendwann vielleicht mal sein wird, aber jetzt noch nicht ist. In mir schürte es Hass und Abneigung gegenüber allen begeisterten Sportlern und der Branche. Das war der Punkt an dem ich begriff, dass Sport für mich etwas anderes ist als andere mir sagen wollten, was es ihrer Meinung nach sein muss.

Ich wollte eine andere Basis als zuvor und dann mal gucken was passiert. Währenddessen setzte ich mich mit anderen Bereichen auseinander, sprach ehrlich auf meinen Plattformen über mein Empfinden bezüglich Narrativen die Sport begleiten und ihn für mich so lange unzugänglich gemacht haben. Meine in Wut geborenen Thesen haben mir geholfen, viele giftige Schemen der Health- und Fitnessindustrie von mir fern zu halten. Ich kaufte keine Proteinriegel mehr und trank keine unnützen Shakes. Ich lernte den Unterschied zwischen Muskelkater und Verletzungsschmerz, um stoisch meinen selbstauferlegten Sportplan durch zu ziehen und jedes Training zu hassen, bis sich etwas änderte. Irgendetwas musste sich doch endlich ändern.

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Ich muss Fehler eingestehen und Erfolge anerkennen

Wenn du bis hier gelesen hast, gab es sicher ein, zwei Dinge die sich provozierend anfühlten und die du besser zu wissen meinst. Ich schrieb sicher über Dinge, bei denen du dir sicher bist, dass du sie schon immer richtig machst und welche dich besser machen als alle anderen. Darum geht es in diesem Text aber nicht, denn es geht nicht darum wer was besser als jemand anders kann, weiß oder ist, sondern darum ob du weißt was das Allerbeste für dich und deinen Körper ist. Weißt du das wirklich?

Ich wusste es nämlich auch dann nicht, als Sport mir leichter fiel als jemals im Leben und ich dachte, mein Gewicht wäre dann eben jetzt so wie es ist. Selbst da war es noch nicht vorbei, selbst da war ich noch am Anfang, kurz vor dem Punkt meine letzte Hürde einzureißen und mir einzugestehen, wie schwerwiegend ich mir selbst mein Leben lang im Weg gestanden habe. Ich habe gelernt, dass ich keine Ahnung von meinem Körper, seiner Ernährung und dem so wichtigen seelischen Ausgleich hatte, der für mich notwendig gewesen wäre, und wie tiefgreifend meine Problematik wirklich ist. Ich lernte das auch nicht in einer göttlichen Fügung sondern innerhalb eines zweiten verzweifelten Versuches mit dem ‘Weight Watchers’ der Millenials: Noom.

Die App lehrte mich Kalorien zu zählen, nahm mich an der Hand in ein Kaloriendefizit das funktionierte, zu unterscheiden, welche Nahrungsmittel eine hohe Kaloriendichte haben und welche nicht, wie unterschiedliche Essensverhalten psychologisch bedingt sind und ohne die App explizit zu empfehlen purzelten die Kilos dann ein Jahr nachdem ich mit Sport begann und mir eine körpergerechte Sportroutine angelernt hatte. Die App war nicht der Grund. Der Grund für das Abbauen von meinem verhassten Fettgewicht war ein Kaloriendefizit in welches ich mich bewusst begab und ein neuer Blickwinkel auf Nahrung und wie ich mich ernähre.

Denn Körpergewichtverlust ist einfach, was nicht bedeutet, dass es leicht ist. Um Körpergewicht zu verlieren muss man in einem Kaloriendefizit sein. Das bedeutet, dem Körper weniger Kalorien in Form von Nahrung zuzuführen als er am Tag durchschnittlich verbrennt. Dieses physische Universumsgesetzt wird aber verändert durch physische und psychische Faktoren der Körper selbst, soll heißen: nicht für jeden Körper funktioniert dieses Prinzip so einfach wie für jeden anderen. Abhängige Faktoren sind die Zusammensetzung des Körpers, wie er geschaffen ist, welchen Zustand er hat, wie alt er ist, wie es dem Kopf zu dem Körper geht, ist er krank (der Kopf, oder der Körper?) und gibt es Dinge die einen abhalten von Möglichkeiten oder Chancen?

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So giftige Gedankenmuster, wie ich mir eines zugelegt hatte, sind prädestiniert dafür Fressattacken zu provozieren, also Essensmuster in denen kontinuierlich zu viel zu kaloriendichte Nahrung unkontrolliert zugeführt wird. Soweit war ich zwar selten, aber das schlechte Gewissen nach einer ganzen großen Pizza (Party-size) konnte ich mir primär mit Belohnungsgedanken wie “Das habe ich mir verdient” oder Ablenkungsargumenten „Das mache ich eh so selten“ rechtfertigen. Ich aß zuweilen bis mir schlecht war, weil ich das Gefühl eines bis zum Bersten gefüllten Magens mit satt sein verwechselte. Erst wenn mir übel war, dachte ich, wäre es genug. Generell waren Belohnungsgedanken und Ablenkungsmanöver so tief verankert: Ich hätte alles an exzessivem Essverhalten für mein bequemes Gewissen verargumentieren können, solange ich in meinem kleinen Trott bleiben konnte. Mit dem kannte ich mich aus, hier fühlte ich mich wohl. Ich hatte mir dank meiner fehlerhaften Einstellung ein bequemes Nest gebaut und es brauchte eine Lebensveränderung um mich da heraus zu holen. Meine Lebensveränderung war nicht laut oder plötzlich, sie war am Ende eines langen Kampfes, den andere nicht sehen konnten, ganz leise - eine Kapitulation vor mir selbst. Ich hatte keine Kraft mehr. Das hier war die letzte Chance meines Selbstwertes gerettet zu werden. Ich musste aufhören meine selbstzerstörerischen Copingmechanismen zu verteidigen.

Ich probierte also kontrolliertes Essen, wog Portionen ab, trug Kalorien ein, probierte neue Gerichte aus, kochte mehr Gemüse, viel weniger Fleisch (eigentlich gar keins) und verzichtete auf nichts was ich sonst gerne aß. Ich esse noch immer Pizza (ja auch gelieferte aber eben die Hälfte einer kleinen anstelle eine große Ganze), Brot (am liebsten selbst gebackenes aber eben kein halbes Kilo zu einer Mahlzeit mehr) und Kuchen (am liebsten von Schwiegermama mit Sahne und gerne ein ganzes Stück). Immer noch genieße ich Bier, Wein und Whisky, nur eben in anderen Häufigkeiten als früher. Ich esse nicht viel anders aber viel weniger. Ich esse bewusster und weiß versteckte Kalorien gesund einzuschätzen ohne mich dafür fertig zu machen. Ich habe kein schlechtes Gewissen, sondern ein gesundes Maß an Kontrolle und ein neues Wohlfühlgewicht und Hungergefühl gefunden. Ich habe erkannt wieso ich binge und daran gearbeitet es nicht mehr tun zu wollen.

Ich hatte Glück, mein Stoffwechsel ist relativ normal, ich verlor schnell und stetig Fettgewicht, baute Muskelmasse auf und es geschah so kontinuierlich, dass ich nicht mitbekam wie sehr sich mein Körper veränderte, nur merkte dass mir vieles leichter fiel.

Es war einfacher zu laufen, weil meine Knie nicht mehr so belastet wurden. Beim Rudern war mein Bauch nicht im Weg. Treppenlaufen, aus der Hocke aufstehen, aus dem Bett steigen, alles keine „Uff“-Momente mehr. Meine Muskeln wurden sichtbarer und mein Ehering sitzt lockerer. Ich fühlte mich nicht mehr unwohl in meiner Kleidung. Sehen konnte ich es nicht, aber meine Waage log mich nicht an. Die Waage? Ja, es gibt viele Methoden die Gewichtsabnahme zu überwachen wobei die Waage die wohl verteufeltste von allen ist. Kleidung, Maßband oder Vergleichsfotos können ebenso Werkzeuge sein wie die Waage. Meine zeigt mir in unzuverlässigen Prozenten an, wie mein Körper sich ungefähr zusammensetzt, und weil ich begann mich jeden Tag morgens nach dem Aufstehen und der Morgentoilette zu wiegen und die Prozente aufzuschreiben, sah ich an den Zahlen der so verhassten Waage, dass sich etwas tat! Der Körperfettanteil ging runter, die Muskelmassen hoch und mein Wasseranteil schwankte, was sich am Gesamtgewicht zeigte. Die Waage hörte auf mir Angst zu machen, sie wurde meine Verbündete und normalisierte meinen Blick auf den Prozess der in mir geschah.

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Im Spiegel sah mein Bauch in meinen Augen jedoch aus wie immer schon, meine dissoziative Körperwahrnehmung spielte mir einen grausamen Streich und ich bekam Angst. Was wenn es so schnell wie es jetzt ging auch wieder zurück geht? Was wenn ich die gewonnene Kontrolle wieder verliere? Ich hatte das erste Mal im Leben Erfolge die ich zwar nicht wirklich sehen konnte, die ich aber auch nicht wieder weggeben wollte.

Nachhaltigkeit ist das hier einzufügende Prinzip. Eine Veränderung der Gewohnheiten kann nur geschehen, wenn nachhaltig mit der Veränderung selbst umgegangen werden kann. Ich liebe Brot und Pizza und zu glauben, dass eine Low-Carb-Diät mir dabei hilft, langfristige Veränderungen herbeizuführen, war blanker Selbstbetrug. Keine Keto-Fettgewichtabnehmerfolge können gehalten werden, wenn man in der Zwischenzeit nicht gelernt hat, wie man seinen Erfolg langfristig aufrecht erhalten kann oder seine Nieren und Leber nicht permanent überlasten will. Restriktive Diätexperimente die bestimmte Nahrungsgruppen dämonisieren oder verbieten, Mahlzeiten restringieren und dann versprechen, das es ganz einfach ist, schnell Erfolge zu feiern, manipulieren uns alle erfolgreich in ein zu oft unrealistisch künstliches Kaloriendefizit, das uns nicht lehrt wie wir, nachdem wir unser Gewichtsziel erreicht haben, weiter mit unserer Ernährung umgehen sollen. Dabei ist es nicht verwerflich, eine Art und Weise zu suchen, mit der man sich selbst in ein Kaloriendefizit bringen kann, sondern dass die Erwartungshaltung, der diese Diäten nutzenden Personen, mit Selbstmanipulation beginnt.

Diese Diätensysteme helfen nur dann, wenn man im Kern begriffen hat, warum man, wieso, Mehrgewicht verliert, was die Konsequenzen sind und wenn der Körper nicht eingeschränkt oder krank ist. Ich habe jahrelang gedacht, dass das bisschen High Fat, Low Carb, Keto und intermittent Fasting mich mein Leben lang begleiten kann und nahm aufgrund meiner unzureichenden Informationen immer mehr zu, was in Selbstzweifel und Körperhass endete, weil ich auf unzureichender Basis von einer Wunderdiät in die andere taumelte, um etwas anzuwenden, das meinen Stoffwechsel verwirrte, mich persönlich deprimierte und die Industrie Geld verdienen ließ.

Ich hatte nicht das Gefühl es noch Wert zu sein meinen Zustand zu verändern und natürlich war weiter auf dem Sofa sitzen, Nudelauflauf essen, Pizza bestellen und Sport sowie Fitness zu verachten bequem, einfach, und etwas das mir nicht sofort weh tat. Vor allen Dingen weil Selbsthass kräftezehrend und zerstörerisch auf vielen Ebenen wirkt und all diese Themen, die das ändern würden, erforderten Zeit, Kraft und Commitment, das ich nicht finden konnte, weil ich sehr oft nicht einen einfacheren Einstieg suchte, sondern die Hauruck “alles auf einmal”-Methode benutzte, anstelle geduldig und sogar liebevoll mit mir zu sein. Wenn es nicht lief wie ich wollte, gab ich mir direkt die Schuld. Die bittere Pille ist, dass ich meine jetzigen Erfolge lediglich mit Trotz erreichte und währenddessen lernte, dass Trotz und Wut nicht der Weg hätten sein sollen.

Ich war davon überzeugt viel zu lange, intensive, schweiß- und schmerzgetränkte Sportsessions, die mich dann eine Woche lang muskelkatermäßig ins komplette Aus geschossen haben, wären der einzige Weg für mich Sport zu betreiben. Yoga war nett, brachte aber mit dem sanften Ansatz keine Erfolge wie ich sie wollte. Ich bin viel zu schnell und komplett untrainiert, mit einem Körper, der nicht wusste wie seine eigenen Muskeln anzusteuern sind, joggen gegangen und habe mich dann gewundert, dass ich nach 500m keine Luft mehr bekam. Ich bin mit Freund:innen ins Fitti, habe Kraftsportübungen ausgereizt und mich von ihnen sogar noch animieren und überreden lassen immer schwerer und unnachgiebiger zu trainieren. I set myself up to fail again and again. Wie schon oben erwähnt habe ich mich selbst mit Sport und der Überforderung meines Körpers bestraft und komplett außer acht gelassen, dass Sport den Körper stärker macht, aber ohne die Unterstützung durch Ernährung nicht zu dem Ziel beitragen würde, das ich eigentlich erreichen wollte. Ich wollte meinen Bauch mögen, Sport allein hilft dabei auch heute noch nicht.

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Schlimmer noch. Ee weitere schmerzhafte Lektion des letzten Jahres war auch, dass der Sport in dem ich den Schlüssel zum abnehmen sah, es mir schwerer gemacht hat Fettgewicht abzubauen. Sport sorgte dafür das ich mehr Hunger hatte weil mein Körper mehr Energie verbrannte als gewohnt, also aß ich mehr. Ich habe außerdem angefangen meine sportliche Aktivität mit Essen zu belohnen. Eine Laufsession rechtfertige Muffins und einmal Yoga die große Portion Nudeln mit Käse. Dabei hätte mir früher bewusst werden müssen, dass Mehrgewicht nicht beim Sport verloren wird, sondern in der Küche.

Sporttreiben hat mir dabei geholfen zu begreifen, dass es eigentlich nur Arbeit ist. Vergleichbar mit Lohnarbeit ist Körperarbeit etwas das ich tue weil es sich auszahlt. Ich muss weder meine Lohn- noch meine Körperarbeit immer mögen. Sie kann stressig, anstrengend und auslaugend sein aber auch erfüllend, heilsam und motivierend, sogar echten Spaß machen. Körperarbeit ist wie Lohnarbeit etwas, das ich auch mache wenn ich nicht will, und welche mir dann im Verlauf überraschend gut gefallen kann aber nicht muss. Wichtig ist nur, dass ich auf mich achte, mich nicht unter Druck setze oder setzen lasse und trotzdem einsehe, dass sie zu etwas gut ist und Fortschritte und Entwicklungen Zeit brauchen. Bei der Lohnarbeit ist es oft erleichternd, wenn man in einem guten Team ist, und das ist auch bei Körperarbeit relevant. Je besser dein Team, desto motivierter und leichter ist die Arbeit auch dann, wenn sie im Kern ätzend bleibt.

Es hat lange gebraucht ehrlich zu begreifen was ich mir all die Jahre angetan hatte und jetzt die Konsequenz zu akzeptieren und einen anderen Weg zu erarbeiten, der auf vielerlei Art und Weise anders ist als der Weg den ich zuvor gewählt hatte. Ich brauche keine Extreme, sondern eine gesunde Basis. Ich möchte nicht, dass mein Körper sich selbst behindert und mein Kopf mich belügt. Ich fühle mich mit mir selbst gerade so wohl wie selten zuvor und habe sehr viel gelernt.

Ich kann Sport sehr oft nicht leiden, Muskelkater nervt und ich muss den Sport den ich mache auch nicht lieben, es reicht wenn ich ihn mache um auszugleichen, dass mein Alltag mir wenig Bewegung verschafft. Bewegung ist zwar anstrengend, besonders zu Beginn, aber sie tut mir gut. Es tut mir gut zu wissen, welche Muskeln ich wofür brauche und zu spüren, das sie mir mehr Kraft geben, mich besser halten und mir mehr Möglichkeiten verschaffen. Ich fühle mich stabiler, gesünder und kontrollierter. Dazu muss ich aber die körperliche Aktivität nicht mögen oder voll darin aufgehen. Es reicht wenn ich diese Arbeit an meiner Fitness mache, weil ich weiß, dass das Ergebnis gut für mich ist.

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Ich wünschte Sportler würden aufhören anderen ihre eigenen Erlebnisse und Erfahrungen aufzudrücken. Vieles von dem was mir Sportler:innen im Vorfeld an gut gemeinten konkreten Tipps und Ratschlägen vermittelt haben hat mir nicht dabei geholfen meine eigenen Erfahrungen zu sammeln sondern sie vorweg genommen, Erwartungen geschürt die nicht eintraten und mir sehr oft geschadet. Ja sie hatten Recht, dass Muskelkater mit der Zeit weniger wird, zuviel Wasser trinken unmittelbar vor dem Training nicht gut ist und dass Sport auch Spaß machen kann wenn man ein Ziel hat und diesem näher kommt, aber man muss selbst auf die Herdplatte fassen um zu lernen was weh tut bevor es einem jemand anders erzählt. Lasst Anfangende ihre eigenen Erfahrungen machen, diese teilen, nehmt ihren Frust ernst, redet mit ihnen über ihre Verzweiflung, gerade weil ihr wisst, dass sich das Sporterlebnis verändert und entwickelt. Als bereits trainierte Sportler habt ihr den entschiedenen Vorteil, vieles erarbeitet zu haben, und nun andere ehrlich motivieren zu können. Jeder Schritt ist besser als kein Schritt, sofern weitere Schritte folgen, und als Sportler:innen sollten wir unsere anfangenden Freund:innen unterstützen wenn sie darum bitten und motivieren wo wir können damit sie weitere Schritte gehen wollen.

Ich habe alles was ich über Diäten und Ernährung zu wissen dachte verworfen und mir eine Ernährung erarbeitet, die mich ehrlich gut nährt, meine Bedürfnisse uneingeschränkt befriedigt ohne mich psychisch zu belasten und mir nicht das Gefühl gibt verzichten zu müssen. Ich bin nicht hungrig, esse aber auch nicht mehr so oft über mein Hungergefühl hinaus. Ich glaube die Diätlügen nicht mehr und lasse mir keine Mahlzeiten verbieten. Das Dämonisieren von Nahrungsmitteln ist und bleibt für immer lächerlich. Du musst selbst entscheiden womit du deinen Körper ernähren willst, aber belüge dich nicht aus Bequemlichkeit oder Belohnungswahn.

Ich sehe auf meinen Kanälen davon ab, Sport oder Ernährungscontent zu produzieren der Zahlen oder Pläne beinhaltet, weil diese dazu verleiten sich mit mir, meinem Körper, meiner Fitness, meiner Ernährung und meinem Aussehen zu vergleichen und sich daraufhin zu kritisieren, zu profilieren oder nachzuahmen obwohl wir alle unterschiedliche Personen sind die sehr individuelle Körper haben, die individuell funktionieren. Viel lieber lasse ich euch wissen, wenn ich meine Körperarbeit mache und auch wenn sie nicht gut war oder hätte besser sein können. Ich zeige euch gern immer mal wieder was ich esse, aber niemals werde ich euch kcal aufschreiben oder ganze Diätenrezepte, um keine falschen Assoziationen zu wecken. Ihr werdet keine Kilometer oder Zeiten meiner Ruder- oder Dauerlaufsessions, sowie keine Kilo oder Wiederholungen meiner Kraftsporttrainings erfahren, weil es für euch nicht wichtig ist wie weit, hoch, lang oder schnell ich bin. Ihr sollt euch nicht mit mir vergleichen, ich bin kein zu bewertendes Vergleichsobjekt und ihr solltet Sport für euch selbst machen. Hinterfragt immer jede Person die euch Zahlen, Werte und Tipps gibt. Wenn sie suggerieren, dass etwas mit ihrer Methode schnell und einfach zum Erfolg führt, lügen sie oder machen damit viel Geld/Aufmerksamkeit.

Nina sitzt auf dem Boden auf Fellen und blickt in die Kamera

Wenn ihr etwas ändern wollt dann könnt ihr das. Der Scheiß ist, dass es anstrengend, langwierig und oft frustrierend ist bevor es Erfolge zeigt und sich gut anfühlt. Bevor ihr etwas ändert denkt daran, dass ihr eine gesunde, ausgeglichene Basis braucht auf der ihr aufbauen könnt und das sollte das erste Ziel sein, seelisch sowie physisch. Lernt auf euren Körper und Kopf zu hören bevor ihr euch falsch interpretiert, sucht euch Hilfe (auch bei Ärzten) und challenged alles was ihr vorher glaubtet zu wissen, es könnte euch überraschen, wie lange und anhaltend ihr euch selbst manipuliert habt und manipuliert wurdet.

Viel Erfolg, haltet durch, Gebt nicht auf.

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Blogs werden aus vielen unterschiedlichen Gründen geschrieben. Für mich sind geschriebene Worte die sicherste Art meine Gedanken zu ordnen oder meine Erlebnisse zu erinnern. Ich hoffe, dass ein paar Menschen die mich kennen oder kennenlernen möchten, Lust bekommen meine Worte zu lesen und sich Zeit zu nehmen und mir eventuell auch zu Schreiben.

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